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Smart Grid in Japan – praktische Erprobung beginnt

praktische Erprobung intelligenter Netz beginnt

Smart-Grid-Modellstädte nun auch in Japan gestartet

Wie wir bereits in einem Artikel [smart-grid-feldversuch-mit-5000-haushalten] im Mai berichteten, plant das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI), bis zum Jahr 2030 die vollständige Umstellung der japanischen Netzinfrastruktur auf Smart Grid. Für die Umsetzung dieses Ziels sollte in mehreren großangelegten Modellprojekten bereits in den nächsten Jahren intelligent vernetzte Städte mit den Zukunftstechnologien der Smart Grid, DSM (demand-side management) und HEMS (home energy management systems) erprobt werden. Unter 20 Kandidaten wählte das METI hierfür vier Testregionen aus und entschied sich dabei für die Städte Yokohama, Toyota in der Präfektur Aichi, die Kansai Science City (Keihanna Gakken Toshi in der Kansai-Region) und Kita-Kyūshū.

Die Masterpläne, welche die vier Städte dem METI vorlegten, umfassen eine fünfjährige Laufzeit bis jeweils zum Jahr 2014. Die Gesamtkosten der Projekte werden in den nächsten fünf Jahren etwa 127 Mrd. Yen (ca. 1 Mrd. Euro) betragen und aus dem Etat des METI bezuschußt. Das größte der vier Modellprojekte stellt das Yokohama Smart City Project (YSCP) dar, welches für die Realisierung einer stabilen Energieversorgung durch hauptsächlich regenerative Energien auf eine intelligente Vernetzung von Elektrofahrzeugen (EV), dezentralen Stromerzeugungssystemen und Verbrauchern in der Modellregion setzt und auf diese Weise auch auf regionaler Ebene eine hohe Effizienz bei der Wärme- und Stromversorgung sichern will.

Smart-City-Modellprojekte in Japan

Das größte der vier Modellprojekte: Yokohama Smart City Project (YSCP)

Die Umsetzung der Modellprojekte in den vier Regionen erfolgt durch Kooperation von öffentlicher Seite (METI, Kommunen) und teilnehmenden Unternehmen. So werden als Hauptakteure beim Yokohama Smart City Project neben der Stadt Yokohama Privatunternehmen wie Accenture, Tokyo Gas, Tokyo Denryoku (TEPCO), Toshiba, Nissan, Panasonic und Meidensha sein und regionale Energiemanagementsysteme (CEMS, community energy management systems), die weitflächige Einführung von Photovoltaik und auf Be- und Entladung von Elektrofahrzeugen basierendes Energiemanagement praktisch erproben.

Bei diesem umfangreichsten der vier Modellprojekte werden die Gesamtkosten in den nächsten fünf Jahren etwa 74 Mrd. Yen betragen. In der Testregion, die sich auf eine Fläche von 60 km² mit ca. 170.000 Haushalten und 420.000 Einwohnern erstreckt, sollen bis 2014 27 MW an Photovoltaik eingeführt, 4000 Haushalte mit HEMS ausgestattet und ca. 2000 Elektrofahrzeuge in das Projekt integriert werden. Allein in dieser Testregion sollen durch die Maßnahmen 64.000 Tonnen CO₂ eingespart werden.

Japans Energieversorger rüsten sich für die „kohlenstoffarme Gesellschaft“

Eines der am Yokohama Smart City Project beteiligten Großunternehmen ist Tokyo Gas. In Yokohama wird der Energiekonzern u.a. „Smart Homes“ in eigenen Firmenwohnheimen (Wohnblockneubauten) und anderen Gebäuden erproben. Hierfür werden eigens dreistöckige Wohnblocks erbaut, in denen HEMS praktisch durch hocheffiziente Steuerung der Energiesysteme SOLAMO (von Tokyo Gas entwickeltes Warmwasserboiler-System, das auch Sonnenwärme über Kollektoren in Balkongeländern und -außenflächen nutzt), PV-Anlagen und ENE FARM (ein Brennstoffzellen-KwK-System für Heimanwendung) getestet werden sollen. Nach Abschluß der Planungen in diesem Jahr, soll 2011 mit dem Bau begonnen, ab 2012 dann aus den bewohnten Gebäuden Daten erfaßt und ausgewertet werden. Auch in bereits bestehenden Wohnhäusern will Tokyo Gas in Einvernehmen mit seinen Kunden die Einführung von HEMS vorantreiben. Ein weiterer Ansatz, den Tokyo Gas verfolgt, ist die Erprobung von hocheffizientem Energiemanagement in gewerblichen Einrichtungen in Kombination mit einer Ausweitung seines Wärmenetzwerks in der Region. So sollen unter Verwendung von regenerativen Energien und Stadtgas bis 2030 Nullenergiehäuser (ZEB, zero emission buildings) realisiert werden, die Erprobung hierfür beginnt im Modellprojekt Yokohama. Auch sollen die Möglichkeiten untersucht werden, mit der Einrichtung von Hochtemperaturwärmeleitungen Abwärme aus Müllverwertungsanlagen für die Beheizung in der Region nutzbar zu machen.

Neben einer stabilen Energieversorgung über intelligente Vernetzung ermöglicht das Energieversorgungsunternehmen so auch eine beachtliche Energie- und CO₂-Einsparung: Japans Energiekonzerne bereiten sich auf das Versiegen der fossilen Energieträger und den Beginn der vom METI prophezeiten „kohlenstoffarmen Gesellschaft“ vor. Neue konkrete Ziele und Richtwerte zu deren Realisierung wird das METI Japans EVU, Gas- und Mineralölkonzerne bereits im Dezember aufgeben.

Quellen:
Kankyo Business Mail Magazine, 17.08.2010
Artikel auf Kankyo-Business, 11.08.2010
Presseerklärung Yokohama Smart City Project, 11.08.2010
Masterplan zum Yokohama Smart City Project
Masterplan zum Modellprojekt Stadt Toyota
Masterplan Keihanna Ecocity
Masterplan Kita-Kyūshū Smart Community

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最終変更日時 2010年9月2日7:15 PM