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Gebäudeintegrierte Biogasanlagen in der Innenstadt

Biogas in der Innenstadt - Gebäudeintegrierte Biogasanlagen

Auf dem Weg zum Niedrigenergiehochhaus: Biogas für urbane Zentren

Am 13. Mai 2010 gab die Takenaka Corporation (株式会社 竹中工務店 Kabushiki-gaisha Takenaka Kōmuten), einer der größten Baukonzerne Japans, bekannt, daß beim derzeit in Osaka entstehenden Wolkenkratzer Abenobashi Terminal Tower erstmals eine von Takenaka und weiteren Unternehmen entwickelte „Biogasanlage für die Innenstadt“ zum Einsatz kommen soll. Das im Bau befindliche Hochhaus ist Teil des Bahnhof Ōsaka-Abenobashi der Kintetsu Corporation, einem der größten privaten Eisenbahnunternehmen Japans, welches neben Logistik- und Immobiliendienstleistungen auch Einkaufszentren betreibt und sich nun für den Einsatz des neuartigen Biogassystems entschieden hat.

Bereits im August 2007 gab Kintetsu bekannt, den Bahnhof umbauen und damit bis zum Frühling 2014 mit einer Höhe von ca. 300 Meter das höchste Haus in Japan an einer strategischen Position errichten zu wollen: Mit den Linien der JR West und der Osakaer U-Bahn, welche über den nicht weit entfernten Bahnhof Tennōji erreichbar sind, ergibt sich für das Viertel Abeno-ku ein tägliches Passagieraufkommen von etwa 800.000 Personen.
Die Gestaltung und den Bau des Hochhauses übernimmt Takenaka, für die äußere Gestaltung zeichnet der argentinische Architekt César Pelli, bekannt für die Petronas Towers in Kuala Lumpur, verantwortlich. Nach seiner Fertigstellung wird es den 296 Meter hohen Landmark Tower in Yokohama als bislang höchsten Wolkenkratzer Japans hinter sich lassen und mit 6 unter- sowie 62 überirdische Etagen über eine Gesamtgrundfläche von 210.000 Quadratmetern verfügen, auf denen neben Japans größtem Einkaufszentrum, den höchstgelegenen Hotels auch modernste Büros Platz finden werden.

Biogasanlage im Hochhaus integriert

Takenakas „Biogassystem für urbane Zentren“ wurde in Kooperation mit dem zur Kobe Steel Group gehörigen Unternehmen Kobelco Eco-Solutions, einem Anbieter verschiedener Umwelt-, Wasser- und Entsorgungslösungen, und der Firma Teral, einem Hersteller von Pump-, Wasserversorgungs- und Filtersystemen, entwickelt. Dieses Biogassystem für den Einsatz in der Innenstadt macht es möglich, aus den in Restaurants und an anderen Stellen des Gebäudekomplexes anfallenden organischen Abfällen, wie Küchen- und Speiseresten sowie Küchenabwässern, Biogas zu gewinnen und es als Energiequelle für die Klimatisierung und Warmwasserbereitung im Gebäude zu nutzen.

Auf jeder Etage des 300 Meter hohen Abenobashi Terminal Towers werden sich Müllentsorger befinden, die Speise- und Küchenabfälle aufnehmen und über eine ca. 400 Meter lange Röhre der unterirdischen Anlage zuführen. Hier werden sie gesammelt, in Gärbehältern umgesetzt und Methangas erzeugt. Gemischt mit Stadtgas wird dieses Methan anschließend über die KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) dem Gebäude Strom und Wärme zur Verfügung stellen. Auch beim Baden und Waschen in den Hotels verbrauchtes Wasser soll nach Aufbereitung als Brauchwasser, etwa für Toilettenspülungen, ein zweites Mal verwendet werden. Für das gesamte Gebäude geht man von drei Tonnen verderblichen Müll täglich aus, hinzu kommen 550 Tonnen Abwasser aus den Bädern der Hotels sowie 700 Tonnen aus den Restaurants.

Biogas nun auch im Großstadtzentrum: Energie aus Abfall

Fanden sich bisher Biogasanlagen vor allem als dezentral errichtete Einrichtungen außerhalb der Stadtzentren, so ermöglicht dieses System nun, Biogas produzierende Abfallverwertungsanlagen in innerstädtische Bereiche zu integrieren. Hierfür wurde neben der für Innenstädte problematischen Geruchsentwicklung auch bei den Anforderungen des Brand- und Erdbebenschutzes erfolgreich Entwicklungsarbeit geleistet. Die Vorteile eines innerstädtischen Einsatzes von Biogasanlagen sind offensichtlich – helfen sie doch in zweierlei Hinsicht, die Betriebskosten der Gebäude zu reduzieren.

Zum einen reduziert sich die Menge biologischer Abfälle, für die bislang Entsorgungskosten anfielen: Bei der Entsorgung verderblicher Abfälle in Hochhäusern war es bislang üblich, diese zunächst mittels Aufzügen ins Erdgeschoß zu transportieren, um sie kühl zwischenzulagern und schließlich mittels Verkehr in die Entsorgungszentren abzutransportieren. Zum anderen senkt die KWK-Anlage die Heiz- und Stromkosten. Die Strommenge, die im Abenobashi Terminal Tower durch Biogas erzeugt werden wird, soll in etwa dem Verbrauch von 100 Durchschnittshaushalten entsprechen.
Als ein Niedrigenergiemodell für Wolkenkratzer soll nun das Konzept weiteren Unternehmen nähergebracht werden und zukünftig neben Gebäudekomplexen auch Einkaufszentren, Lebensmittelfabriken u.a. Einrichtungen zur Verfügung stehen, in denen verderbliche Abfälle oder Küchenabwässer anfallen.

Abenobashi Terminal TowerSchema Biogasanlage

Quellen:
Nihon Keizai Shinbun, 19.05.2010
Pressemeldung Takenaka, 13.05.2010
Pressemeldung Kintetsu, 08.08.2007

Links zu den erwähnten Unternehmen:
Takenaka Corporation
Kobelco Eco-Solutions
Teral

最終変更日時 2010年5月29日4:25 PM